2022 erreichten die M&A Transaktionen von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz einen neuen Höchststand
Die M&A-Aktivitäten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz erreichten im Jahr 2022 laut einer Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte einen neuen Höchststand. Insgesamt wurden 244 M&A-Transaktionen mit Beteiligung von Schweizer KMU durchgeführt, was einem Anstieg von 4,7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei machten grenzüberschreitende Transaktionen mehr als 70% aller Abschlüsse aus, wobei 75 der 173 internationalen Transaktionen von Schweizer KMU durchgeführt wurden, was einem Anstieg von 25% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Seit der ersten Veröffentlichung der Deloitte MidCap-M&A-Studie im Jahr 2013 haben noch nie so viele Schweizer KMU Unternehmen im Ausland gekauft. Die Zahl der inländischen Transaktionen ist im Vergleich zum Vorjahr um 7% gesunken und lag bei 71. Bereits im ersten Halbjahr 2022 zeichnete sich eine hohe Zahl an KMU-Firmentransaktionen ab. Trotz des Rückgangs im zweiten Halbjahr 2022 aufgrund von Inflations- und Rezessionsängsten blieb die Gesamtzahl der übernommenen Schweizer KMU mit 169 fast auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Übernahmen durch ausländische Unternehmen blieb mit 98 fast stabil, nachdem sie im Jahr 2021 um mehr als ein Drittel gestiegen war. Unternehmen aus Europa waren für 65% der Käufer von Schweizer KMU verantwortlich, während die restlichen Käufer hauptsächlich aus den USA kamen (23%).
Anstieg der M&A-Aktivitäten in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der M&A-Aktivitäten in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche (TMT) in der Schweiz. Insgesamt gab es 62 Abschlüsse, die 26% aller Transaktionen mit Schweizer KMU ausmachten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der TMT-Branche an den M&A-Aktivitäten von 23% auf 26%. Der IT-Subsektor machte den Grossteil der TMT-Transaktionen aus, wobei 48 davon auf diesen Bereich entfielen. In der IT-Branche wurden anteilsmässig viel mehr Schweizer KMU von ausländischen Unternehmen gekauft (56%) als über alle Sektoren hinweg (40%). Dies zeigt, dass die Schweizer IT-Branche in den letzten Jahren viele attraktive Unternehmen hervorgebracht hat.
Ein Grund für das hohe Interesse an Schweizer IT-Dienstleistern dürfte das Wachstum der IT-Branche in den letzten Jahren sein, das durch die Digitalisierung und den Corona-Schub befördert wurde und zu vielen Neugründungen in der Schweiz geführt hat. Viele dieser Unternehmen bieten Dienstleistungen wie Cloudlösungen, Software as a Service (SaaS) oder Cyber-Security-Software an.
Laut Anthony West, Partner und Leiter Corporate Finance Schweiz bei Deloitte, sind die gestiegenen Übernahmeaktivitäten von Schweizer KMU ein Anzeichen für die wachsende Attraktivität des Standorts Schweiz für ausländische Investoren. West betont, dass die Schweiz aufgrund ihrer politischen Stabilität, der hohen Rechtssicherheit, einer gut ausgebildeten Fachperson und einer erstklassigen Infrastruktur ein attraktives Ziel für ausländische Investoren darstellt. Zudem sind viele Schweizer KMU weltweit tätig und haben in den vergangenen Jahren erfolgreich expandiert. Dies macht sie für ausländische Investoren interessant, die ihr Portfolio diversifizieren und ihre Marktpräsenz in Europa ausbauen möchten.
Steigende Anzahl von Tech-Startups in der Schweiz
Darüber hinaus verweist West auf die steigende Anzahl von Tech-Startups in der Schweiz, die im Bereich der digitalen Transformation und Innovation aktiv sind. Diese Unternehmen ziehen ebenfalls immer mehr Investoren an und erhöhen dadurch die Attraktivität des Schweizer Standorts insgesamt. Die FTS Consulting AG teilt diese Einschätzung und betont, dass Mergers and Acquisitions (M&A) für Unternehmen, u.a. mit Fokus im IT-Sektor, auch innerhalb eines allfälligen schwierigen Marktumfeldes eine interessante strategische Option darstellen, um das Wachstum zu fördern, die Marktpräsenz zu erweitern und Synergien zu realisieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gestiegenen Übernahmeaktivitäten von Schweizer KMU ein Zeichen dafür sind, dass der Standort Schweiz für ausländische Investoren immer attraktiver wird. Die politische Stabilität, die hohe Rechtssicherheit, die gut ausgebildete Fachperson, die erstklassige Infrastruktur und die Präsenz von erfolgreichen KMU und Startups machen die Schweiz zu einem interessanten Ziel für Investoren, die ihr Portfolio diversifizieren und in den europäischen Markt expandieren möchten.
Quelle: Deloitte Studie 2023: „M&A-Aktivität der Schweizer KMU – Rekordniveau in unsicheren Zeiten“ (Ausgabe Februar 2023)