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Substanzwertmethode Berechnung und Aussagekraft – Potenziale für die Zukunft?

Unternehmenswert ermitteln mittels Substanzwertmethode

Die Bewertung eines Unternehmens kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Eine der einfachsten und greifbarsten Methoden ist die sogenannte Substanzwertmethode. Diese Bewertungsmethode konzentriert sich ausschließlich auf die materiellen und immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens. Im Gegensatz zu ertragsorientierten Ansätzen berücksichtigt die Substanzwertmethode nicht die zukünftige Ertragskraft, sondern stellt den aktuellen Wert der Vermögensgegenstände in den Fokus.

Was ist die Substanzwertmethode?

Die Substanzwertmethode dient dazu, den Wert eines Unternehmens auf der Grundlage seiner Vermögenswerte zu berechnen. Dabei wird ein „Wiederbeschaffungswert“ oder „Liquidationswert“ ermittelt, der das Unternehmen unabhängig von seiner wirtschaftlichen Performance beschreibt.

Nachfolgend wird die Substanzwertmethode im Detail erläutert, mit einer klaren Struktur und hilfreichen Punkten zum besseren Verständnis. Definition: Der Substanzwert entspricht dem bereinigten Eigenkapital eines Unternehmens. Dieser Wert spiegelt die einzelnen Vermögensbestandteile (abzüglich der Schulden) des Unternehmens wider – über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die sich insbesondere in den erzielten Ertragswerten manifestiert, kann der Substanzwert hingegen keine Aussage treffen.

Die Methode gehört zu den klassischen Bewertungsverfahren, die im Rahmen einer Unternehmensbewertung zur Anwendung kommen. Obwohl das Substanzwertverfahren sicherlich zu den bekanntesten Bewertungsverfahren zählt und teilweise als das am einfachsten anzuwendende Verfahren gepriesen wird, ist seine Bedeutung in der Praxis sowohl hinsichtlich seiner Aussagekraft als auch seiner Anwendbarkeit umstritten.

Die Berechnung des Substanzwerts vollzieht sich wie folgt:

Sämtliche Vermögenswerte addieren:

+ stille Reserven addieren
– Latente Steuern subtrahieren
= Brutto-Substanzwert
– FK bzw. Schulden des Unternehmens (bereinigt)
= Netto-Substanzwert = Bereinigtes Eigenkapital

Beispielhafte Berechnung des Substanzwerts für die Muster AG:

Substanzwertmethode

Bei der Berechnung ist jedoch größte Vorsicht geboten, da sie nur theoretisch einfach durchzuführen ist. Will man die Substanzwertmethode korrekt – d.h. nicht nur überschlägig – durchführen, müssen alle Vermögenswerte einzeln bewertet werden. Dies wegen der Differenz zwischen Buch- und Marktwerten bzw. wegen der darin enthaltenen stillen Reserven. Die meisten KMU schreiben z.B. ihr Mobiliar zu den steuerlich anerkannten Sätzen ab, was früher oder später dazu führen kann, dass die bilanzierten Buchwerte deutlich unter den zu erzielenden Markt- oder Liquidationswerten liegen (Vorsichtsprinzip). In der Praxis findet der Bewertungsexperte häufig Bilanzpositionen vor, die beispielsweise nur noch einen symbolischen Wert von CHF 1 aufweisen. Im Rahmen der Substanzwertmethode ist dies zu korrigieren bzw. zu bereinigen:

  • Ausweis zum Verkehrswert bei betriebsnotwendigem Vermögen
  • Angabe des Liquidationswertes bei nicht betriebsnotwendigem Vermögen

Will man diese Berechnung adäquat für jeden Vermögenswert (Bilanzposition) durchführen, ist dies nicht selten eine sehr zeitaufwendige, ungenaue und meist auch kaum lohnende Angelegenheit. In der Praxis wird die Methode daher meist nur überschlägig durchgeführt, wobei eher ein grober Überblick als eine exakte Bewertung angestrebt wird. Häufig wird die Methode auch im Rahmen der Praktikermethode angewendet. Dabei handelt es sich um eine Mischrechnung, die sowohl den Substanzwert als auch den Ertragswert zur Berechnung des Unternehmenswertes heranzieht. Die in der Schweiz weit verbreitete Praktikermethode nimmt in der Regel folgende Gewichtung vor:

Der größte Kritikpunkt an der Substanzwertmethode ist sicherlich die Tatsache, dass die eigentliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens, d.h. die Fähigkeit, mit der «vorhandenen Substanz» Erträge zu erwirtschaften, völlig außer Acht gelassen wird. Es wird also, wie der Name schon sagt, nur die Substanz und nicht das Unternehmen an sich bewertet.

Merkmale der Substanzwertmethode

  • Fokus auf Vermögenswerte: Materielle (z. B. Gebäude, Maschinen) und immaterielle Werte (z. B. Patente, Markenrechte) werden berücksichtigt.
  • Keine Berücksichtigung von Erträgen: Zukünftige Einnahmen und Ausgaben spielen keine Rolle.
  • Nettowertberechnung: Verbindlichkeiten werden von der Summe der Vermögenswerte abgezogen.
  • Einfachheit: Besonders geeignet für kleinere Unternehmen oder stille Liquidationen.

Vorteile der Substanzwertmethode

  • Klare und nachvollziehbare Werte.
  • Objektive Betrachtung des vorhandenen Vermögens.
  • Ideal für Unternehmen ohne kontinuierliche Erträge.

Nachteile der Substanzwertmethode

  • Keine Berücksichtigung von Wachstumspotenzial oder Marktposition.
  • Starke Abhängigkeit von aktuellen Marktpreisen der Vermögenswerte.

Für die Bewertung klassischer Dienstleistungsunternehmen, welche üblicherweise über eine schlanke Bilanz mit nur geringem Anlagevermögen verfügen, ist die Methode deshalb meist kaum aussagekräftig. In solchen Fällen ist, unserer Meinung nach, auch die Praktikermethode lediglich ein schlechter Kompromiss – denn eine irrelevante Grösse kann auch mit geringerer Gewichtung das sachgemässe Resultat negativ beeinflussen.

Wann ist die Substanzwertmethode sinnvoll?

Die Methode ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Fokus auf den vorhandenen Vermögenswerten eines Unternehmens liegt. Sie wird häufig in bestimmten Situationen angewandt, in denen ein realistischer und klar definierter Wert des Unternehmens von Bedeutung ist. Beispiele hierfür sind Liquidationen, Übernahmen oder die Ermittlung eines Mindestwertes bei Verhandlungen.
Vorteile in der Gegenwart

Die Substanzwertmethode bietet mehrere klare Vorteile, wenn es um die Bewertung eines Unternehmens in der Gegenwart geht:

  1. Klare Bilanz
    Die Methode ermöglicht eine transparente Darstellung der materiellen und immateriellen Vermögenswerte. Dies ist besonders hilfreich für Unternehmen mit einem hohen Anteil an materiellen Gütern, wie z.B. in der Produktion oder im Einzelhandel.
  2. Objektivität der Bewertung
    Durch die Konzentration auf realistische Marktwerte und den Abzug von Verbindlichkeiten ist die Methode leicht nachvollziehbar und objektiv. Sie eignet sich daher hervorragend für steuerliche oder rechtliche Auseinandersetzungen, bei denen belastbare Werte benötigt werden.
  3. Schnelle und einfache Berechnung
    Im Vergleich zu komplexeren Bewertungsverfahren wie dem Ertragswert- oder dem Discounted-Cashflow-Verfahren ist das Substanzwertverfahren deutlich einfacher und schneller durchzuführen.

Substanzwertmethode – Potenziale für die Zukunft

Obwohl die Substanzwertmethode in erster Linie die Gegenwart abbildet, kann sie auch für die Zukunftsplanung von Nutzen sein:

  1. Basis für strategische Entscheidungen
    Unternehmen können auf Basis des Substanzwertes entscheiden, ob Investitionen in bestimmte Vermögenswerte sinnvoll sind oder ob eine Restrukturierung notwendig ist. So können Ressourcen effizienter eingesetzt werden.
  2. Bewertung von Insolvenzrisiken
    Da die Methode den Substanzwert aufzeigt, kann sie helfen, das Insolvenzrisiko realistisch einzuschätzen. Unternehmen mit einem hohen Substanzwert haben in der Regel bessere Chancen, in Krisenzeiten zu überleben oder Investoren zu gewinnen.
  3. Verhandlungsvorteil beim Verkauf
    Bei Unternehmensverkäufen ist die Substanzwertmethode eine wichtige Grundlage für die Festlegung eines Mindestverkaufspreises. So können Eigentümer sicherstellen, dass sie nicht unter Wert verkaufen.

Grenzen der Substanzwertmethode

Wichtig ist, dass die Substanzwertmethode keine Aussage über die zukünftige Ertragskraft eines Unternehmens macht. Unternehmen mit hoher Innovationskraft oder Marktpotential können hier deutlich unterbewertet werden. Aus diesem Grund wird das Verfahren häufig in Kombination mit anderen Bewertungsansätzen eingesetzt.

Die Substanzwertmethode ist ein praktikables Instrument, um die aktuelle Situation eines Unternehmens zu analysieren und Entscheidungen auf einer soliden Basis zu treffen. In Kombination mit ertragsorientierten Ansätzen bietet sie eine umfassende Grundlage für strategische Unternehmensentscheidungen.

Schlussfolgerung:

Die Substanzwertmethode bietet eine klare und nachvollziehbare Möglichkeit, den Wert eines Unternehmens auf Basis seiner Vermögenswerte zu ermitteln. Sie ist besonders nützlich, wenn Transparenz und Objektivität gefragt sind, z.B. bei Liquidationen, Verhandlungen oder zur Festlegung eines Mindestwertes. Während sie in der Gegenwart zuverlässige Daten liefert, hat sie ihre Grenzen, wenn es darum geht, die zukünftige Ertragskraft eines Unternehmens zu beurteilen.

Daher ist es oft sinnvoll, sie mit anderen Methoden zu kombinieren, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Letztlich bleibt die Substanzwertmethode ein wichtiges Instrument, das vor allem bei substanzstarken Unternehmen eine solide Entscheidungsgrundlage bietet.

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